Reisebericht

Meine Kilimandscharo-Erstbesteigung 2013

 

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Geschafft - Am Uhuru Peak!

 

Im Februar 2013 besuchte ich Tansania und bestieg nach der Akklimatisierung am Mt. Meru den Kilimandscharo über die Machame Route.

Über mehrere Jahre hatte ich mich mit der Idee, den Kilimandscharo zu besteigen, beschäftigt. Abgekommen bin ich immer wieder, weil ich - aufgrund so mancher Berichte - nicht jemand in einer „Riesenmasse“ sein will, die sich ohne Rücksicht auf die Natur, auf die Menschen vor Ort, nicht den Weg, nur das Ziel, den Gipfel vor Augen, dort „hochquält“… Ich bin aber auch immer wieder anderen Reisenden begegnet, die das Gegenteil beschrieben haben.

So hatte ich mich relativ kurzfristig entschieden, im Februar 2013 selbst eine von den jährlich 20.000 bis 40 000 Menschen zu sein, die das Erlebnis auf diesem Berg suchen. Und ich war begeistert! Ich wollte am liebsten auch alle anderen Routen gehen und im Krater übernachten und vor allem mit noch mehr Zeit zu diesem Berg zu kommen.
Lange Zeit wollte ich auch keinen Eintrag ins Gästebuch der Reiseagentur schreiben, weil die meisten Beiträge sich mit wunderschönen Bildern und Lobreden gleichen. Ich konnte sie alle mit unterschreiben. Gleichzeitig ist mir aber aufgefallen, dass dennoch Themen fehlten, die ich unbedingt für erwähnenswert halte.

Sowohl die Trekking-Tour auf den Mt. Meru als auch die Besteigung des Kilimandscharos waren super. Die Guides am Mt. Meru waren Butchi und Habibou, am Kili waren es Joseph, Habibou, Gaudenz und Nikas. Beide Male waren die Teams super. Obwohl das Team am Kili nicht nur wegen der größeren Touristengruppe (9 Leute) eine ganze Ecke größer war, war die Stimmung zusammen fast noch besser. Aber ich glaube, es lag einfach daran, dass man mehr Tage zusammen war.

Weil die Guides uns von Anfang an so konsequent zum Langsamgehen trainiert hatten, glaube ich, bin ich noch nie so relaxed auf irgend einen anderen Berg gestiegen als diese beiden Male.

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  Blick vom Mt. Meru zum Kili                                                  

 

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Ashcone Krater am Mt. Meru                                                                

Auf ein paar Dinge möchte ich noch ausführlicher eingehen:

 

Der Weg ist das Ziel
In meinem Kopf geht schwer hinein, warum soooo viele Leute vom Stella Point zum Uhuru Peak geschleift werden müssen. Zum Teil sind sie wahrscheinlich schon zum Stella Point nur auf die gleiche Weise gekommen; da war es vielleicht nur zu dunkel, als dass ich das gesehen hätte. Warum ist es so wichtig auch noch 150 Meter höher zu sein? Was muss man sich da beweisen? Am Uhuru Peak ist es ja nicht aus. Und wer nicht mehr selbst gehen kann, für den (und für dessen Mitreisenden) ist der sehr viel schnellere Weg zurück zum Barafu Camp und in der Regel noch weiter runter an diesem Tag ja auch noch eine ganz schöne Tortour, um nur das wenigste zu sagen.
Ich kann und will natürlich niemandem absprechen, auf den Kili zu steigen. Dennoch finde ich, sollten es nur diejenigen machen, für die bereits der Weg und nicht nur der Gipfel das Ziel ist. Nur solche Leute können wohl, wenn es sein muss auch vorher aufhören und gefährden weder sich noch belasten sie andere. Denn die Bergrettung ist ja zumindest in den ernsteren Höhenlagen doch eher theoretischer Natur, auch wenn es etwa einmal wöchentlich am Shira Camp einen Hubschraubereinsatz geben soll.
Leider waren auch auf dem Kilimandscharo einige unterwegs, die als wichtigstes Ziel, den Gipfel im Kopf hatten und dabei vielleicht nicht nur das „Dazwischen“ vergessen hatten zu sehen, zu spüren, zu genießen, sondern dabei auch noch versuchten die Höhenkrankheit zu ignorieren und sich manchmal buchstäblich zum Gipfel haben schleifen lassen. Dafür habe ich keine Verständnis!

Gehen am Berg
Ich hatte das Glück auf keinem der beiden Berge höhenkrank zu werden und konnte den gesamten Auf- und Abstieg genießen. Beide Berge sind zwar nicht ohne, aber dennoch gut zu gehen, wobei der Mt. Meru nicht weniger schön, aber bergsteigerisch etwas anspruchsvoller ist.
Wichtig dabei scheint mir vor allem das, was die Guides vor Ort uns eingebläut haben – von Anfang an langsam zu gehen, auch wenn es am Anfang zu nerven vermag. Es lohnt sich für später, wenn man zwangsläufig langsamer gehen muss, weil man sonst mit dem Atmen nicht mehr hinterher kommt.
Entgegen meiner vorherigen Sorge über die vielen Menschen am Berg war ich echt überrascht war, dass trotz der Menge an Menschen soviel Ruhe in den Camps und auch am Berg und insgesamt so wenig Müll möglich ist.

Die Frage, die sich mir auch immer wieder gestellt hat, ist ja, warum man so was macht und warum man dazu nach Tansania reisen muss. Vielleicht ist es unter anderem, weil es sich schon um einen relativ hoher Berg, der relativ leicht zu besteigen ist, handelt – und das ist natürlich reizvoll. Besonders reizvoll aber fand ich auch, dass dieser Berg mitten in der heißen Ebene von Tansania steht, du fast ständig dorthin sehen kannst, auch während du neben dem Gletscher stehst und frierst und genau weißt, dass es unten in Sehweite fast unerträglich heiß sein kann. Das war etwas, was nur schwer in meinem Kopf gehen konnte und was mich faszinierte. Aber auch der langsame Übergang von der Hitze in der Ebene, über den Regenwald, das Hochmoor, die Felsen vorbei an Gletschern bis zum Gipfel ist etwas besonderes!
Bei mir persönlich ist es dann wohl auch noch einfach die Tatsache, dass ich zwar schon viele Reisen in (afrikanische) Länder gemacht habe, meist aber mit dem Motorrad „unten“ in der Ebene oder viele Male in der Sahara. Da ist ein Berg etwas ganz anderes und mindestens so interessant und faszinierend. Außerdem habe ich es schätzen gelernt, sich Dinge so langsam wie möglich, zu Fuß zu ergehen. Ich finde, da wird es immer unwichtiger wann und ob man ankommt, sondern konzentriert sich mehr auf den Augenblick.
Faszinierend für mich war auch das nächtliche Gehen. Du siehst nicht wirklich wie hoch, steil oder tief es geht und dadurch finde ich, wirkt es einfacher. Und auch, wenn man glaubt, dass eine Nacht, die schon um 23.00 oder 00.00 Uhr beginnt, noch ziemlich lange sein muss – es gibt ein Ende, irgendwann kommt der erste helle Streif am Horizont, der den Sonnenaufgang ankündigt und du hast allein hier schon das Gefühl, dass die größte Anstrengung vorbei ist…
(Am Mt. Meru habe ich auf diesen Moment gewartet und viel zu oft auf die Uhr geguckt. Am Kili habe ich darauf verzichtet, habe nur für mich geschätzt und war überglücklich, als die Morgenröte kam! Ich empfand es als viel kürzer als am Mt. Meru.)

Kontakt mit den Menschen vor Ort
Was mir abgegangen ist, war, dass auf so einer insgesamt kurzen und straff organisierten Tour nicht wirklich Zeit bleibt, mit den Guides und Trägern ernsthaft in Kontakt zu kommen. Diese Gespräch, dieser Kontakt, gehörten für mich mindestens so viel dazu wie die herrliche Landschaft. Für mich ist es nur in der Kombination von beidem ein guter Aufenthalt. Leider weiß ich auch nicht, wie man das angesichts der doch relativ hohen Preise für die Touren und die Notwendigkeit für die Guides und Träger, möglichst schnell bei einer nächsten Tour mitzugehen – durch mehr Tage und dadurch mehr Zeit für Kontakt so verändern kann, dass auch die Touristen sich das leisten wollen. Vielleicht bleibt einem dann aber nur, möglichst keine der Gelegenheiten zum Gespräch auszulassen. Ich habe dennoch einige ganz gute intensive geführt.
Als Problem sehe ich, dass die Guides und Träger weit unter dem Niveau der Touristen ausgestattet sind für dieselben Touren, dass dieses Problem nicht wirklich lösbar ist, mit Geschenken von Ausrüstungsgegenständen, wenn diese dann aus spontaner Geldnot wieder verkauft werden, oder aber, dass die vor Ort spontan verschenkten Gegenstände eben oft auch schon „Müll“ sind und deswegen aufgegeben werden. Auch hier habe ich nicht wirklich einen Lösungsvorschlag. Meine Gedanken spinnen so um einen Fond, den die Reiseanbieter für ihre Mitarbeiter vor Ort für Ausrüstung aber z.B. auch für Schulgeld für deren Kinder (deswegen wurden wir immer wieder angefragt oder „angepumpt“) errichten könnten. Ich persönlich wäre gerne bereit, dafür einen etwas höheren Reisepreis zu bezahlen. Dann kann man sich vorher darauf einstellen und es gerät nicht nach der ersten Betroffenheit vor Ort wieder in Vergessenheit. Oder aber es ist sehr mühselig, im nach hinein Ausrüstungsgegenstände ohne hohe Zölle durch Mitnahmegelegenheiten nach Tansania zu bringen.
Falls es zu manchen meiner „ungelösten“ Probleme gute Ideen gibt, höre ich gerne.

Gertrud Kiermeier

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